Die Essigmutter
Die Essigmutter
Roman

Ach, einer dieser üblichen Aussteiger- Landflucht- Selbstfindungs-Romane, denkt man sich anfangs. Steiler Werbehund hat die Nase voll von der Ego-turboisierten Schickimickiszene, dem schnellen Geld, den Hugo-Boss-Klamotten und den One-Night-Stands mit Junggrafikerinnen, die am Morgen danach nichts halten können, was sie in der Nacht davor versprochen haben. Werner Baumüllers Prosadebüt ›Die Essigmutter‹ ist aber eine Exkursion in einen tieferen Abgrund. Hier wird die Geschichte eines Menschen erzählt, der sich unterwegs bereits so verloren hat, dass er trotz all der Eremitenromantik, inklusive einer zärtlichen Beziehung zu Hausschwein Anita, der Essigproduktion und S&M-Spielen mit der örtlichen Bäckersfrau, den Ego-Relaunch nicht auf die Reihe kriegt. Baumüller, selbst jahrelang ein Text- und Konzeptidol der Wiener Werbeszene, zeichnet mit schnörkelfreier Geradlinigkeit und emotionaler Intensität das Psychogramm eines verwundeten Mannes, der zum Proto-Opfer der Schneller/Höher/Mehr-Gesellschaft wird - und einen Untergang hinlegt, in der Komik und Melancholie einander nichts schuldig bleiben.

Profil / Angelika Hager

Das Buch ist ausgesprochen unterhaltsam und lustig, es ist sehr glaubhaft und ich habe den Verdacht, dass da auch einiges Autobiographisches des Autors eingeflossen ist. Immerhin waren beide, der Autor und die Hauptfigur, einmal in der Werbebranche, haben sich aber für ein anderes Leben entschieden. Beide sind Mitte, Ende vierzig. Die Geschichte von Ali Gigler ist also eine, die das Leben schreibt.Ein absolutes Muss für den Urlaub am Bauernhof, ideal für Männer mittleren Alters und für Aussteiger sowieso.

ORF, Landesstudio Niederösterreich / Karl Pus

210 Seiten, Ganzleinen mit Schutzumschlag, fadengeheftet

€ 22,50
CHF 39,60
ISBN 978-3-85450-211-1