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Die Schönheit der Helena , ,

Ein Leitfaden für die Kunst des Schauspiels
Zweisprachige Ausgabe mit zwei Cover-Abbildungen – die englische Version ist als gestürzter Text gesetzt.
Der Autor schreibt in der Einleitung:
„Gerade in der heutigen Welt, die sich auf so vielen Ebenen im Umbruch befindet, brauchen Menschen Geschichten, Sinnlichkeit und Verzauberung. Denn die sind es, die ihnen Mut und Vertrauen geben, sich aus eigener Kraft den oft unvorhersehbaren Herausforderungen ihres Lebens zu stellen. Geschichten bedeuten nicht notwendigerweise feiger Eskapismus oder kindliche Ablenkung, sondern zeigen uns andere Möglichkeiten des Denkens. Geschichten sind wertvolle geistige Nahrung und wir Schauspielerinnen und Schauspieler besitzen die Gabe, geschriebene Worte sinnlich erfahrbar zu machen, den Menschen das zu geben, was sie dringend zum Leben brauchen.

Auf die Entzauberung muss die Verzauberung folgen. Es ist der Lauf der Welt.

Wie wir das machen, möchte ich in diesem deutsch- und englisch-sprachigen Buch zeigen.“

 

THE BEAUTY OF HELENA

A Guide To The Art Of Acting
Bilingual edition with two different book-covers – the english version of the book is to be seen as an upside-down text.
The author’s introduction:
“Especially in today’s world, which is undergo­ing upheaval on so many levels, people need stories, sen­suousness, and enchantment. These are what give them the courage and confidence to confront the often unpre­dictable challenges of their lives. Stories do not necessarily signify cowardly escapism or childish distraction; rather, they show us alternative ways of thinking. Stories are valu­able intellectual sustenance, and we, as actors, possess the ability to make written words sensually tangible, to give people what they urgently need for life. Enchantment must follow disillusionment. It is the course of the world. How we accomplish this is what I aim to demonstrate in this book.”

Für den Zauber der Bühne
„Theater muss die Wahrheit des Augenblicks feiern. Denn auch wenn morgen dasselbe Stück gespielt wird, ist es immer wieder neu und anders.” – Markus Kupferblum.

Wien verdankt dem Regisseur und Autor Markus Kupferblum viele ungewöhnliche Opern- und Theaterproduktionen. Nun lebt er mit seiner Familie in Boston und gerade ist sein Bühnenkünstler-Credo als Buch erschienen.

Hier in Wien macht der Regisseur, der schon an sehr vielen Orten der Welt inszeniert, gefilmt, gespielt und unterrichtet hat, nur noch eine Gesprächsreihe im Porgy & Bess mit bekannten Kulturschaffenden wie zuletzt mit Robert Schindel. Nicht nur weil seine Frau in Harvard ihren PhD macht, seine Kinder dort zur Schule gehen und er selbst in Harvard unterrichtet. In Wien wurde es für ihn, der schon 1992 beim hoch angesehenen Festival von Avignon ausgezeichnet wurde und der 2007 einen Nestroypreis erhielt, immer schwieriger, seine Inszenierungen zu finanzieren. Der in Wien Geborene ist ausgebildeter Clown, hat auch als Schauspieler viel gespielt und unterrichtete etwa in Wien, Tel Aviv, Teheran, Frankfurt, Michigan, Louisiana, Boston, New York und Bolivien.

wienlive: Wie verlief Ihr künstlerischer Werdegang?

Markus Kupferblum: Ich habe meine künstlerische Sozialisation in Paris erfahren und war bei Peter Brooks englischer Version der „Mahabharata“ dabei – der war schon damals mein Idol und ich war erst 20. Seine Konzentration auf die Menschen – die Schauspieler – hat mich sehr geprägt – denn sie sind es schließlich, die uns die Geschichten erzählen. Das hatte ich nicht gekannt, denn ich bin ja in Wien mit der Theatertradition des Burgtheaters aufgewachsen. Brook wurde später von Peymann gefragt, ob er fürs Burgtheater arbeiten möchte, und hat glatt abgelehnt. Ich hab ihn nach dem Grund gefragt und er hat geantwortet: Ich brauche Zeit! Das hat mich sehr fasziniert.

Mit 22 habe ich bereits meine erste freie Operngruppe gegründet, weil ich den Betrieb an der Staatsoper ungeheuer aufgeblasen gefunden habe.

Worum geht es im neuen Buch?

Meine Helena in „Die Schönheit der Helena“ ist jene aus dem Sommernachtstraum. Ihr Monolog ist für mich schon lange die beste Gelegenheit, jungen Schauspielerinnen und Schauspielern zu zeigen, wie man an eine Rolle herangeht. Mein Buch ist sozusagen ein Manifest für ein sinnliches Theater. Ich finde das noch immer vorherrschende postdramatische, zerstörerische Theater inzwischen sehr altbacken. Es hatte etwa in Berlin nach dem Fall der Mauer eine wichtige Funktion, aber es ist für mich nicht mehr befriedigend, so an Literatur heranzugehen. Als „Brookianer“ fehlt mir die einmalige Chance, Theater als Labor zu erleben, in dem die großen Konflikte der Menschheit abgehandelt werden. Deswegen hat Brook ja so viel Zeit für seine Inszenierungen gebraucht – er probte eineinhalb Jahre! Das hat mich als Junger fast wahnsinnig gemacht: Ich habe bei ihm Proben erlebt, die perfekt waren – und dann hat er gemeint: so, jetzt können wir das streichen. Er war der Meinung, dass man sich nie an etwas klammern dürfe und dass man durch die Streichung Gelegenheit für etwas Neues bekomme.

Markus Kupferblum ©Stefan Diesner
Markus Kupferblum wurde 1964 in Wien geboren und studierte u. a. in Paris bei Philippe Gaulier und Monika Pagneux und an der New York University. ©Stefan Diesner

Das Theater heute will ja inzwischen überkorrekt sein, wie sehen Sie das?

Political Correctness hat sicher seine Berechtigung, aber wenn man das ganz genau nimmt, heißt es doch, dass man kein Stück von Shakespeare mehr spielen dürfte. Bei „Romeo und Julia“ gibt es Sex mit Minderjährigen, beim „Kaufmann von Venedig“ den Antisemitismus, bei „Othello“ begeht ein Afrikaner einen Mord. Wenn Menschen etwa in einer Komödie über Menschen lachen, ist es ja das Ziel, dass sie erkennen, dass sie über sich selbst lachen. Diese Großzügigkeit, über sich selbst lachen zu können, ist doch eine der wunderbarsten menschlichen Qualitäten! Das wissen wir seit Aristoteles. Mit Political Correctness wird es sehr, sehr ernst auf unserer Welt.

Ist das vielleicht auch ein Grund, warum immer weniger Menschen ins Theater gehen?

Ich kann mir vorstellen, dass es da einen Zusammenhang gibt. Wenn sich das Theater nicht mehr darauf konzentriert, was es kann und was es besser kann als ein Netflix-Abo mit Millionen Filmen, dann wir niemand mehr ins Theater gehen. Denn es kostet viel Geld, man kann nicht in Hausschuhen Popcorn essen, nicht auf Stopp oder Fast Forward drücken, kann sich nicht zwischendurch ein Bier holen. Es geht um das Erlebnis, dass ein echter Mensch im selben Raum vor dir steht und du diesen Raum mit vielen anderen Menschen teilst, die dieselbe Empathie zu entwickeln imstande sind. Theater muss die Wahrheit des Augenblicks feiern. Denn auch wenn morgen dasselbe Stück gespielt wird, ist es immer wieder neu und anders.

Am schwierigsten ist es, die Jugend zum Theater zu verführen, oder sehen Sie das anders?

Ich bin da nicht so sicher. Wir Theatermacher müssen auf jeden Fall lernen zuzuhören und herauszufinden, was für Bedürfnisse die Jugendlichen haben. Eigentlich habe ich nur gute Erfahrungen mit ihnen gemacht – und dies auch immer gerne. In Litauen kurz nach der Wende habe ich mit arbeitslosen russischen Jugendlichen, die sich zu Recht völlig ausgeschlossen gefühlt haben – es durfte ja nicht einmal mehr Russisch gesprochen werden –, Straßentheater geprobt. Wir haben dann am Hauptplatz von Vilnius eine Show aufgeführt. Und diese Kinder waren so glücklich, weil ihnen zum ersten Mal von Menschen applaudiert wurde.

Interview-Text: Helmut Schneider / wienlive.at
Foto: ©Stefan Diesner / wienlive.at

 22,50

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Autor

Markus Kupferblum

ISBN

978-3-85450-016-2

Seiten

108

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